Netzwerk Nordhessen:

Hallo Freddy, stell dich bitte zunächst mal kurz vor. Wie alt bist du, was machst du beruflich, bist du verheiratet, hast du Kinder, Hobbys?

Freddy Serdal Aslar:

Ich bin 47 Jahre, in einer Beziehung mit Frau und Hund und Friseurmeister mit eigenem Salon in Kaufungen. Mein Hobby? Leben!

Netzwerk Nordhessen:

Du sitzt heute erstmals mit dem Netzwerk Nordhessen an einem Tisch. Wann und wo hast du unser Netzwerk zur Kenntnis genommen? Was weißt du von uns?

Freddy Serdal Aslar:

Ich verfolge eure Aktivitäten bei Facebook schon länger, bin auch vor Monaten der Gruppe beigetreten. Dass der Kontakt nun so schnell zustande kam, lag auch an Ernesto Plantera, dem bekannt war, dass wir auf der Suche nach einer Location in Kassel für unsere Aktionen sind.

Erfreulich, dass ihr nach wenigen Minuten unseres Erstgespräches eine gute Lösung für uns hattet.

Netzwerk Nordhessen:

Das Erscheinen der Barber Angels bunt, laut und auffällig. Man denkt nicht gleich an friedfertige Friseure die Gutes tun. Man könnte meinen, dass die Stadtväter in größter Sorge sind, wenn sie euch sehen. Dabei setzt ihr euch seit vielen Jahren ehrenamtlich für Obdachlose und Bedürftige gegen Armut und Einsamkeit ein, verbindet dabei Menschen, egal welcher Nationalität oder Religion. Ihr verbreitet also keine Angst, sondern im Gegenteil Mitmenschlichkeit, Solidarität und vertretet Werte, die man heutzutage leider viel zu selten antrifft. Sehr lobenswert!

Freddy Serdal Aslar:

Ja, das stimmt. Wir wollen helfen und Gutes tun und machen dies auch. Da haben wir sicherlich ähnliche Werte und Herangehensweisen.

Wir treten mit unseren Chaptern tatsächlich provokant und mit Kutte auf, um unseren Gästen die Hemmschwelle zu nehmen. Der Status ist dadurch ein anderer, als würden wir adrett gekleidet erscheinen. Wir stellen nämlich fest, dass unsere Gäste so viel lockerer und entspannter sind.

Netzwerk Nordhessen:

Wie lange bist du ein Barber Angel? Hast du eine Funktion in deinem Chapter und was ist deine Motivation, Freizeit zu opfern und anderen Menschen zu helfen?

Freddy Serdal Aslar:

Ich bin seit Gründung im Jahr 2016 dabei, weil mich Idee und Konzept begeistert haben. Im Jahr 2017 hatten wir unser erstes Event in Kassel.

Meine Motivation ist, dass ich anderen Menschen dem was ich tue, Würde geben und ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchte. Und dies gelingt mir und uns durchaus oft.

Netzwerk Nordhessen:

Da uns euer Konzept und eure Hilfsbereitschaft so sehr überzeugt, haben wir uns entschlossen, euch im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten zu supporten.

Wie kann sich unser Leser eine klassische Barber Angels Veranstaltung vorstellen? Mit wieviel Personen seid ihr normalerweise am Start und wie viele Menschen nutzen euer Angebot?

Freddy Serdal Aslar:

Zu unseren Events kommen meist so zwischen 120 und 150 Gäste. Wohnungssuchende, Bedürftige, Flüchtlinge, vermehrt auch Senioren mit kleiner Rente.

Wir selbst sind so mit 10-15 Friseur*innen am Start. Meist dauern unsere Aktionen um die 3 Stunden, oftmals von 14.00-17.00 Uhr. Wichtig ist, dass unsere Termine auf Augenhöhe erfolgen und eher einen Event- als Friseursaloncharakter haben.

Aufgrund der positiven Presse, welche wir seit geraumer Zeit für unsere Hilfsaktionen bekommen, sind auch größere Unternehmen auf uns aufmerksam geworden und unterstützen uns. Namentlich möchte ich an dieser Stelle die Drogeriemarktkette DM nennen, die uns Hygieneartikel oder Tierfutter kostenfrei zur Verfügung stellen, damit wir dies an unsere bedürftigen Gäste weitergeben können.

Netzwerk Nordhessen:

Wie muss ich mir den Ablauf eurer Events vorstellen? Ihr schneidet ja nicht nur Haare oder rasiert Bärte.

Freddy Serdal Aslar:

Wir trimmen Bärte, schneiden Haare, haben aber auch mal ein nettes oder aufbauendes Wort für unsere Gäste. Es kommen übrigens mittlerweile auch viele Frauen und Kinder zu uns.

Netzwerk Nordhessen:

Wenn jetzt irgendwo in Nordhessen ein/e Friseur*in hier von euch erfährt und interessiert ist mitzumachen, ist das so ohne weiteres möglich?

Freddy Serdal Aslar:

Friseur*innen sind immer herzlich willkommen. Wir freuen uns über jede/n der/die mitmacht. Kontakt kann man mit uns über unsere Website oder direkt mit mir unter der Telefonnummer 0174-2512112 aufnehmen.

Netzwerk Nordhessen:

Wie erfahren eure Gäste von euren Events?

Freddy Serdal Aslar:

Wir informieren über das Panama, das Nautilus, die Tafel und weitere Sozialträger. Darüber hinaus verteilen wir Gutscheine, mit denen unsere Gäste zu uns kommen, eine Nummer hinsichtlich der Reihenfolge ziehen und wir es dann abarbeiten.

Netzwerk Nordhessen:

Wie viele Events macht ihr so im Jahr?

Freddy Serdal Aslar:

Nur in Nordhessen, sind es so 12-16 Veranstaltungen. Dies teilt sich auf verschiedene Standorte, wie Kassel, Korbach oder Fulda auf. Bundesweit sind wir im Grunde genommen jede Woche mit einer Veranstaltung unterwegs.

Netzwerk Nordhessen:

Wenn euch jemand helfen will, wie kann sie oder er dies am besten tun?

Freddy Serdal Aslar:

Geldspenden, mit denen wir Gutes für unsere Gäste tun, sind immer willkommen. Sachspenden ebenfalls. Auch helfende Hände für den Empfang und die Betreuung unserer Gäste, die Ausgabe von Sachleistungen, zum Kehren und vielem mehr.

Die Helfer*innen sind sehr wichtig für uns, da sie uns den Rücken für unsere eigentliche Tätigkeit als Friseur*in stärken und uns so maßgeblich entlasten. Und zudem ein Auge darauf haben, dass während der Veranstaltung kein Alkohol konsumiert wird.

Netzwerk Nordhessen:

Wie’s aussieht, werden wir Ende August erstmals gemeinsam in Erscheinung treten. Habt ihr Wünsche an uns als Netzwerk Nordhessen?

Freddy Serdal Aslar:

Na ja, wenn ihr uns mit einer Location, im Marketing und ein wenig mit Sachspenden helft, haben wir alles was wir brauchen.

Netzwerk Nordhessen:

Bei uns im Netzwerk ist es so, dass wir eine Initiative weitgehend gleichgesinnter Akteure sind, die sich vorgenommen haben, Dinge zu verändern, mit den wenigen Möglichkeiten, welche uns zur Verfügung stehen. Aktuell stellt sich für uns jedoch die Frage nach einer Rechtsform. Ein e.V. scheidet für uns aus, eine gGmbH wohl auch, d.h., wir streben keine Gemeinnützigkeit an, so dass es vermutlich auf eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) hinausläuft. Wie seid ihr aufgestellt?

Freddy Serdal Aslar:

Wir sind ein gemeinnütziger Verein, was den Vorteil mit sich bringt, Spendenquittungen ausstellen zu können.

Netzwerk Nordhessen:

Vielen Dank, lieber Freddy, für das angenehme Gespräch. Wir freuen uns sehr auf viele gemeinsame Projekte.