… wo sind sie geblieben?
Mein subjektiver Standpunkt:
Nachdem wir in unserer Facebook-Gruppe NETZ(!)WERK Nordhessen das Thema “wo und wie kaufe ich richtig?” schon gelegentlich diskutiert haben, möchte ich mit den nachfolgenden Zeilen Stellung beziehen. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass es sich hierbei um (m)eine persönliche Meinung handelt und nicht die Meinung der Netzwerkpartner wiedergibt.
Mir ist bewusst, dass es hier nicht um richtig oder falsch, sondern um den jeweiligen individuellen Blickwinkel geht.
Der Einkauf bei AMAZON ist einfach.
Notebook an, gewünschte Produkte auswählen, ab zur Kasse und am nächsten Tag wird’s schon angeliefert. Sie haben nahezu alles was das Herz bzw. der Kunde begehrt. Sie liefern schnell. Sie bearbeiten Reklamationen unbürokratisch und i.d.R. zur Kundenzufriedenheit.
Viele Gründe um beim amerikanischen Online-Giganten zu kaufen. Sehr viele Gründe sogar.
Und dennoch: Ich kaufe regional! Beim Buchhändler um die Ecke, in der inhabergeführten Parfümerie in der städtischen C-Lage, der kleinen Boutique der Existenzgründerin, oder im gutsortierten Second-Hand Plattenladen, den man live erleben muss….
Dies liegt daran, dass ich gern mal eine fachkundige Beratung in Anspruch nehme, ein persönliches Gespräch schätze und allgemein gern unter Menschen bin.
Meine Intention vor fast 20 Jahren ein erstes Netzwerk in Nordhessen zu gründen, basierte auf dem Kyoto-Protokoll von 1997. Dieses gilt heute noch als Meilenstein internationaler Klimapolitik. Ich bin kein Politiker und kann weder das Klima retten, noch schlaue Thesen oder Belehrungen abgeben. Aber ich habe aus dieser Zeit einen wesentlichen Satz verinnerlicht: GLOBAL DENKEN – REGIONAL HANDELN.
Und dies tue ich. Mehr oder weniger konsequent sogar. Der erste Schritt war naheliegend: Das Bewusstsein, dass aller Anfang für Veränderung nur bei mir selbst liegen kann. Erst dann kann ich versuchen, Veränderungen in meiner kleinen Welt herbeizuführen.
An Orten wie Marburg oder Göttingen, beides Städte die mich vom Stadtbild und vom Treiben in den teils engen Gassen begeistern, wird es mir besonders bewusst. Es ist nicht mehr wie früher. Es setzte eine Entwicklung ein, dass sich die Innenstädte hinsichtlich des Gastro- und Shoppingangebotes immer mehr ähnelten Immer mehr kleine Läden mussten schließen oder verließen die (Innen-)Städte. Ich wusste schon teilweise gar nicht mehr vor lauter NORDSEE, STARBUCKS, H&M, THALIA, MEDIA MARKT, DOUGLAS… bin ich gerade in Kassel, in Paderborn oder doch in Gießen?
Dann wurden die Shopping-Miles am Stadtrand immer größer und größer gebaut – Flächen, welche einer nachhaltigen Landwirtschaft und einer weitgehend autarken Versorgung nun fehlen. Dem Kunden wurde es durch nicht erhobene Parkgebühren und noch größere Produktauswahl schmackhaft gemacht. Kann man so machen, muss man aber nicht.
Die Innenstädte sterben aus. Die wenigen Einzelhändler, die jegliche Anstrengung unternehmen ihren Standort zu halten, leiden massiv am Leerstand der Nachbarflächen und der dadurch fehlenden Attraktivität der Innenstadtlagen.
Argumente, welche mir immer wieder von Befürwortern dieses Wandels entgegengebracht werden, lauten: “Dann muss der Einzelhändler halt auch ein Online-Angebot vorhalten”.
Tja, was soll ich dazu sagen? Viele Gewerbetreibende kämpfen ums Überleben. Sie haben womöglich gar nicht das Kapital für einen Online-Shop. Und wenn sie es hätten, was ist mit Personal, Logistik usw.? Und wenn auch das gewährleistet wäre, stelle ich die Behauptung auf: Der Kunde kauft trotzdem bei AMAZON und nicht regional. Warum? Weil es einfacher und bequemer ist.
Wäre es nicht schade, wenn auch die letzten alteingesessenen Läden, mit denen wir so viele Erinnerungen verbinden, bald nicht mehr da sind? Betriebe, die fair bezahlte Jobs vorgehalten oder Kids aus dem Familien- oder Freundeskreis ausgebildet haben…
Das Ende vom Lied: Bald flattert der nächste Flyer in den Briefkasten auf dem steht “Wir müssen leider schließen. Ab sofort alles zum halben Preis”. Und dann rennen wir alle betroffen dahin und sagen, dass das schade ist und bla, bla, bla.
Bei meinem Plädoyer für den inhabergeführten Einzelhandel ist mir natürlich bewusst, dass auch Dieser sich bewegen und innovative Ansätze finden muss. Klar ist, dass dem Kunden neben einer guten und freundlichen Beratung auch mehr und mehr ein Einkaufserlebnis geboten werden sollte.
Den ersten Teil meines Standpunktes möchte ich hiermit schließen. Im demnächst erscheinenden Teil 2 berichte ich darüber, dass natürlich auch regionales Handwerk und Dienstleistung von der Situation betroffen sind und versuche Lösungsansätze aufzuzeigen.
Und bis dahin verabschiede ich mich von Euch. Nun gehe ich in die Friedrich-Ebert-Straße um mir noch ein Buch zu kaufen und anschließend zu Friedrich Alwin ins Lost & Found in die Friedensstraße um zu schauen, ob er die neue CD von Nouvelle Vague vorrätig hat. Und falls nicht, komme ich halt in ein paar Tagen wieder….
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