Ein Kommentar über Impfen, Querdenken und Diktaur
Freie Bürger?
Sei schreien “Wir sind das Volk”, “Lügenpresse” oder “Merkel muss weg”.
Sie ignorieren Hygieneregeln, Masken, Impfstoff und alles, was zu Entschärfung der Lage beiträgt. Sie demonstrieren mit Nazis, Reichsbürgern, Besorgten und einem seltsam anmutenden Gemisch der Abgehängten unserer Gesellschaft. Die Pandemie hat die Querdenker auf den Plan gerufen und wir müssen nun damit klarkommen.
Sie halten Experten wie Drosten, Lauterbach oder Brinkmann für systemtreue LügnerInnen und ziehen ihre Erkenntnisse bevorzugt von “YouTube-Experten” wie KenFM, Xavier Naidoo oder Attila Hiltmann.
Es geht nicht darum, Menschen vorzuschreiben sich impfen zu lassen. Eine Impfpflicht kann und darf es nicht geben! Diese Frage muss jede/r für sich selbst entscheiden. Es gibt einige (gesundheitliche, religiöse) Gründe, auf eine Impfung zu verzichten. Dies betrifft aber die wenigsten Impfgegner. Viele, die auf die Straße gehen – wie zu tausenden auch im März in Kassel – wollen schlicht und ergreifend die Situation für einen Umschwung unserer Gesellschaft nutzen. Sie fühlen sich “unfrei” und merken nicht, dass sie in einer der freiesten Gesellschaften des Planeten leben. Sie horten Waffen (teilweise aus Beständen von Polizei und Bundeswehr) und warten auf Tag X. Ein Blick nach Weißrussland, Myanmar, Ungarn oder China würde reichen, um zu erkennen, was Eingriffe in die persönliche Freiheit wirklich bedeuten.
Sie erwarten Toleranz, begegnen den “Schlafschafen” (so werden Menschen von den Verschwörungstheoretikern genannt, welche sich impfen lassen, Masken tragen usw.) aber mit größter Aggressivität. Sie verehren Trump, Orban oder die AfD. Sie veranstalten “Superspreader-Events” wie im März in Kassel. Als Veranstalter fungieren die “Freie Bürger Kassel” (bis vor kurzem zumindest noch in Fulda ansässig). Und, ganz groß: Sie vergleichen ihr Schicksal mit dem von Sophie Scholl oder anderen Opfern einer Diktatur.
Den Weg der gesellschaftlichen Spaltung, welchen die AfD im Jahr 2015 anlässlich des Flüchtlingszustroms eingeschlagen hat, führen die Querdenker nun fort. Traurig, dass sie nicht merken, wie sehr sie sich isolieren. Dabei sollten die Promis der Bewegung wie Nena, Wendler, Schiffmann & Co. doch warnendes Beispiel sein, dass irgendwann ein Punkt erreicht ist, wo eine Abkehr dieses Weges kaum noch möglich ist. Was können wir also tun, diesen Realitätsflüchtlingen zu helfen?
Eine schlüssige Antwort auf solche und ähnliche Fragen kann und muss immer BILDUNG lauten. Doch ist dieser Zug nicht bereits längst abgefahren? Ich befürchte schon. So bleibt nichts weiter, als die Querdenker zu ermutigen, es besser zu machen, als Regierung, Wissenschaft und Presse. Und zumindest für letztgenannten Bereich haben wir einen konkreten Lösungsansatz: Ein “Presse-Starterpack” für eigene gut recherchierte, seriöse Berichte über Unterdrückung, Menschen die Kindeblut trinken oder die Lügen, dass die Erde eine Kugel ist…
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